Berufsbildungsbericht: Viele Jugendliche finden nur mit Unterstützung in die Ausbildung
Der Ausbildungsmarkt ist von der Pandemie immer noch stark beeinträchtigt. Die Nachfrage der Jugendlichen nach Ausbildungsstellen ist noch deutlicher zurückgegangen als das Angebot. Das eingeschränkte Angebote bei der Berufsorientierung und -vorbereitung erschwert den Übergang von der Schule in die Ausbildung, insbesondere für Jugendliche mit besonderen Unterstützungsbedarfen. Unterstützungsangebote der Jugendberufshilfe müssen dringend gestärkt werden, um alle jungen Menschen für eine Ausbildung zu erreichen und so einen qualifizierten Start ins Berufsleben zu ermöglichen.
Die Nachfrage junger Menschen nach Ausbildungsplätzen ist auch im zweiten Corona-Jahr deutlich gesunken. Insgesamt 433.500 junge Menschen haben sich bei der Bundesagentur für Arbeit ausbildungssuchend gemeldet, dies sind 39.400 weniger als im Vorjahreszeitraum (-8,3 Prozent), wobei bereits 2020 ein Rückgang von 7,6 Prozent festzustellen war. Damit waren 78.200 junge Menschen weniger auf Ausbildungsplatzsuche als dies von dem Vor-Corona-Jahr 2019 zu erwarten gewesen wäre – und dies bisher mit ungewissen Verbleib. Die drei KOLPING-Verbände zeigten sich in der gemeinsamen Erklärung „Zugang zur Ausbildung für alle ermöglichen!“ über die Zahlen im gerade erschienenen Berufsbildungsbericht 2022 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sehr beunruhigt.
Auch das Ausbildungsstellenangebot hinkt weit hinter dem Vor-Corona-Niveau hinterher: Insgesamt wurden 536.200 Ausbildungsstellen gemeldet. Dies waren zwar 8.800 mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 gab es allerdings 42.200 Ausbildungsstellen weniger. Die Erfahrungen aus der Finanzkrise lassen befürchten, dass sich das Angebot auf diesem geringeren Niveau einpendeln wird. Daraus ergibt sich ein doppeltes Problem: Für die Betriebe verschärft sich der Nachwuchsmangel an geeigneten Fachkräften und für die Jugendlichen steigt die Gefahr, in eine Spirale aus prekären Arbeitsverhältnissen sowie in Arbeitslosigkeit und Armut zu geraten.
Fehlende Unterstützungangebote erschweren Start in die Ausbildung
Der starke Rückgang des Ausbildungsinteresses während der Corona-Pandemie kann nicht auf den demographischen Wandel zurückgeführt werden, denn es gab einen leichten Zuwachs bei der Zahl der Schulabgänger_innen. Vielmehr zeigt sich hier, dass das eingeschränkte Angebot bei der Berufsorientierung wie fehlende Praktika oder ausgefallene Ausbildungsmessen den Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf deutlich erschwert hat. Verstärkt gilt dies für Jugendliche mit besonderen Unterstützungsbedarfen, da auch Angebote der Jugendberufshilfe nur teilweise zugänglich waren. „Es ist deswegen dringend nötig, dass die Unterstützungsangebote der Jugendberufshilfe – wie sie etwa die Kolping-Bildungsunternehmen oder das Jugendwohnen anbieten – gestärkt werden, um so alle jungen Menschen für eine Ausbildung zu erreichen und so einen qualifizierten Start ins Berufsleben zu ermöglichen“, sagte Alexandra Horster, Bundessekretärin des Kolpingwerkes Deutschland für die drei KOLPING-Verbände.
Allen Jugendlichen eine Ausbildungs-Perspektive geben
Ziel muss es sein, dass möglichst vielen jungen Menschen zu einem guten Einstieg ins Erwerbsleben verholfen wird, damit sie zuversichtlich in ihre berufliche Zukunft schauen können. Dafür braucht es die Stärkung der Jugendsozialarbeit mit ihren niedrigschwelligen arbeitsweltbezogenen Angeboten und aufsuchenden Elementen. Die Angebote der Jugendberufshilfe wie z.B. eine starke und jugendgerechte Assistierte Ausbildung müssen gestärkt und weiterentwickelt werden. Für Jugendliche, die überregional nach einer Ausbildungsstelle suchen, wird das Angebot von sozialpädagogisch begleitetem Jugendwohnen benötigt.
Die ausführlichere Erklärung zum Berufsbildungsbericht der drei KOLPING-Verbände (Kolpingwerk Deutschland, Verband der Kolping-Bildungsunternehmen Deutschland e.V., Verband der Kolpinghäuser e.V.) findet sich hier als DOWNLOAD.
Das Kolpingwerk Deutschland ist ein generationsübergreifender katholischer Sozialverband mit bundesweit mehr als 220.000 Mitgliedern in 2.350 Kolpingsfamilien vor Ort, davon etwa 40.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die der Kolpingjugend angehören. Es ist Teil von Kolping International und von Kolping Europa.
kolping.de / ots